Leistungsdiagnostik im Breitensport: das fehlende Puzzleteil
- Fabian Kremser

- 16. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Sport ist Hobby, Leidenschaft, Zeitvertreib, Ablenkung, Therapie. Sehr selten ist es der Beruf: nur ein sehr kleiner Teil der Schweizer Bevölkerung kann tatsächlich vom Sport leben, das Einkommen durch den Sport selbst liegt bei Spitzenathletinnen und -Athleten gemäss dem Bundesamt für Statistik bei ca. CHF 14’000.- pro Jahr. Was hat das mit Diagnostik zu tun?

An sich noch wenig, doch nur schon diese Zahlen weisen auf etwas hin, was an anderen Orten noch deutlicher wird: die Grenzen zwischen „Profisport“ und „Freizeit / Hobby“ verschwimmen immer mehr. Nur schon beim Material gibt es kaum noch Unterschiede: Bei einem Triathlon stehen zum Beispiel die exakt gleichen Räder in den Wechselzonen sowohl der Profis als auch der Altersklassen, ganz zu schweigen von Neoprenanzügen, Schuhen, Brillen.
Nur in einem Punkt wird nach wie vor eine deutliche Grenze gezogen. Während für die Elite der regelmässige Gang ins Labor zum sportlichen Alltag gehört, herrscht im Freizeitsport oft die Haltung vor, dass das nicht nötig sei.
Das sehen wir anders, nicht nur, weil wir ein eigenes Labor betreiben. Das wollen wir im Folgenden erklären:
Sinn und Zweck der Leistungsdiagnostik
Gerne wird die Leistungsdiagnostik als ein notwendiges Übel verstanden, in dessen Rahmen man sich für eine kurze Zeit verausgabt. Im Idealfall endet sie mit neuen Maximalwerten, die den vermeintlichen Trainingserfolg der letzten Wochen oder Monate bestätigen.
Dieses Verständnis ist aus mehreren Gründen nicht korrekt und sogar riskant. Zum einen besteht sportliche Leistungsfähigkeit nicht aus Maximal erreichten Zahlen, sondern aus der Fähigkeit des Körpers, diese Zahlen zu produzieren. Ein kleiner, aber sehr bedeutender Unterschied. Zum anderen lässt der Fokus auf das absolute Maximum auch nur entsprechende Rückschlüsse zu, während die zugrunde liegende Leistungsfähigkeit dabei nicht beachtet wird. Ausserdem geht so gerne vergessen, dass je nach Sportart und Disziplin unterschiedliche Formen der Leistungsfähigkeit ins Gewicht fallen: eine Sprinterin in der Leichtathletik hat durchs Band andere Anforderungen an ihren Körper als ein Triathlet auf der Ironmandistanz.
Dass das Trainingsregime der beiden nicht das Gleiche sein kann, ist nachvollziehbar. Dass die zugrunde liegenden Informationen ebenfalls stark voneinander abweichen, scheint oft nicht klar zu sein.
Sinn und Zweck einer Leistungsdiagnostik ist in diesem Zusammenhang, den Körper in seiner Gesamtheit zu erfassen. Die Fähigkeit, bestimmte Leistungen zu erbringen fällt hier genauso ins Gewicht wie die metabolischen Funktionen, die Sauerstoffaufnahme, die Belastung des Herzkreislaufs.
Das grosse Risiko entsteht, wenn diese Dinge nicht berücksichtigt werden: dort, wo jede Athletin, jeder Athlet tatsächlich und maximal individuell ist, wird gerne pauschalisiert.
LeistungsTEST vs. -Diagnostik
Der Grund für dieses Problem ist einfach: oft wird ein LeistungsTEST mit einer -DIAGNOSTIK verwechselt. Das ist schnell passiert, denn die grundlegende Methode - die Be- oder sogar Auslastung nach einem klar definierten Protokoll - ist oft ähnlich oder sogar gleich.
Das macht auch die Definition nicht ganz leicht, denn wie auch beim Sport selbst verschwimmen hier die Grenzen. Ganz einfach formuliert liesse sich sagen, dass ein LeistungsTEST aufzeigt, WAS der Körper kann, während eine Diagnostik zutage bringt, WIE er es kann.
Das WIE ist in diesem besonderen Fall um einiges wichtiger, denn es zeigt nicht nur die rein erbrachte Leistung und die daraus resultierende Geschwindigkeit auf, sondern eben auch den Zustand des leistenden Körpers. Wie gut arbeiten die Muskeln, wie gesund sind die Zellen, wie viel Sauerstoff kann in Energie umgewandelt werden, welche Quellen (Fett, Kohlenhydrate…) werden bevorzugt, steht das System unter Stress… und das sind am Ende exakt die Punkte, die wirklich wichtig werden, wenn wir das Training nicht nur erfolgreich, sondern im Idealfall auch gesundheitsfördernd gestalten wollen.
Der Faktor Zeit
Wo findet man denn dann noch einen Unterschied zwischen Elite und Amateuren?
Ganz einfach im Faktor Zeit: während Profisportlerinnen und -Sportler oft ihren ganzen Tagesablauf nach dem Training ausrichten können, ist es für Hobbyathletinnen und -Athleten genau umgekehrt: dort muss der Sport neben den Verpflichtungen stattfinden, die Arbeit, soziales Umfeld, Familie und dergleichen mit sich bringen.
Auch wenn es unterdessen viele Altersklassenathletinnen und -Athleten gibt, die beeindruckende Trainingsumfänge vorweisen: Für den leistenden Körper ist es eine Sache, ob die Zeit zwischen den Einheiten damit verbracht werden kann, die Energiespeicher aufzufüllen, sich zu erholen, die Muskeln zu pflegen und sich im Gesamten um die Regeneration zu kümmern. Eine ganze andere hingegen, wenn in den gleichen 24 Stunden noch beispielsweise 8 Stunden Arbeit, 2 Stunden Arbeitsweg und Familienzeit Platz haben müssen.
Gute Organisation hilft natürlich dabei, hier ebenfalls noch grosse Umfänge an Training unterzubringen, doch darf dabei keinesfalls ausser Acht gelassen werden, dass dies seinen Preis hat: das Resultat ist eine deutlich höhere Stressbelastung, als sie das Training alleine jemals erzeugen könnte.
Stress und Gesundheit
Stress ist ungesund, zumindest in diesem Punkt ist man sich meist einig. Dass jedoch gerade der Sport und das Training daraus besteht, den Körper gezielt unter Stress zu setzen und ihn wieder davon erholen zu lassen, wird gerne ausser Acht gelassen. Auch hier ist der Grund offensichtlich: Da Sport in unserem Kontext auch dazu dient, mental abzuschalten, den Kopf „durchzulüften“ und sich hin und wieder auch auszupowern, stellen wir den Anspruch an das Training, dass es in jedem Fall etwas Gutes ist.
Was aber, wenn man dies jedoch noch einem alles andere als geruhsamen Alltag hinzufügt?
Dann kann es schnell vorkommen, dass das Training, das den Körper eigentlich schneller, besser, stärker machen sollte, in das genaue Gegenteil umschlägt. Das diese Prozesse oft schleichend und unbemerkt im Hintergrund beginnen, macht es umso schwieriger, sie zu erkennen.
Auch kann man sich schnell darauf berufen, dass man ja nach Vorgaben und in Bereichen trainiert, die einem mit Hilfe des letzten Tests berechnet wurden. Das, was man also als Grundlagentraining stundenlang durchführt, muss ja gesund sein… oder?
LeistungsDIAGNOSTIK vs. -Test
Hier wird der Unterschied zwischen Test und Diagnostik entscheidend. Während man mit Hilfe eines Tests zwar in der Lage sein mag, seine Leistungsbereiche auszurechnen, geht hier unter, dass so eine Auswertung nicht zwingend darstellt, WIE der Körper arbeitet. Auch hier ist der Grund recht einfach: die zugrundeliegenden Methoden wurden praktisch immer mit Athleten - hier ist die männliche Endung ganz bewusst gewählt - entwickelt, die einem ganz bestimmten Archetypen entstanden. Entsprechend stellen die Testergebnisse etwas dar, das alles andere als individuell ist…
Nun schliesst sich der Kreis.
Der Stoffwechsel einer Athletin oder eines Athleten mitten im Alltagsstress und -Leben lässt sich mit keiner pauschalen Berechnung der Welt darstellen, was bedeutet, dass das Training nach solchen Werten so gut wie immer zu intensiv und teils auch schlicht falsch ausgerichtet sein wird. Was kurzfristig zwar zu Leistungssteigerungen und vermeintlichem Erfolg führt, kann langfristig enorme Schäden im Körper verursachen und die Ausmasse sind erschreckend: Übertraining ist längst nicht mehr, „etwas zu viel gemacht“ zu haben, sondern klar als ganzheitliches, systemisches Burnout klassifiziert. Nicht selten geht es auch mit ernsthaften, gesundheitlichen Problemen einher, wobei ein überlastetes Immunsystem oder Ermüdungsbrüche nur die Spitze des Eisbergs darstellen.
Wie kann das verhindert werden?
Messen vs. Rechnen: Diagnostik als fester Bestandteil des Trainings
Die Zahlen sprechen für sich: Athletinnen und Athleten, die ihr Training auf der Basis ihrer individuellen Körperfunktionen und entsprechend gemessener, nicht berechneter Intensitäten aufbauen, haben langfristig nicht nur mehr Erfolg, sondern bleiben auch gesund.
Bezieht man den Alltag, das soziale Umfeld sowie die tatsächlichen, im Körper vor sich gehenden Prozesse mit in die Planung und nicht zuletzt das Training selbst, lassen sich Dinge erreichen, die sonst gerne im Bereich der Träume bleiben.
Die grössere Effizienz der Einheiten erlaubt es, Umfänge zu reduzieren, die Quantifizierung und der Einbezug von Stressfaktoren aller Art lässt es zu, Programme masszuschneidern und nicht auf Zahlen zu basieren, die letzten Endes auf einem Körper basieren, der nichts mit dem eigenen zu tun hat.
Aus diesem Grund ist es uns ein grosses Anliegen zu betonen, dass unser Labor für Leistungsdiagnostik in Aadorf ALLEN offen steht und wir bei Weitem nicht nur die absolute Elite, sondern - oder sogar vor allem - jene anvisiert, die ihren Sport langfristig, gesund und erfolgreich betreiben wollen.
Dazu bieten wir in unseren Analysen (wie z.B. der Complete-Diagnostik) die wichtigsten Eckpunkte:
Körperkomposition mittels Bioimpedanzanalyse
Messung des Basis-Stoffwechsels
Stressanalyse
Umfassendes, metabolisches Profil
Individuelle Leistungsbereiche
Energiebilanzen
Zelluläre Gesundheit / Leistungsfähigkeit
Zudem bieten wir ab Oktober 2025 auch noch an, das Leistunsprofil durch eigenständige Folgetests zu komplettieren, was die Auswertungen und auch der nachfolgenden Trainings nochmals vertieft.
Unser Ziel ist es, dem Breitensport genau die Möglichkeiten zu geben, die auch der Elite zur Verfügung stehen. Ohne Abstriche, Kompromisse oder unrealistische Vergleiche. Ganz nach unserem Motto: Be ready to surprise yourself!
Wann dürfen wir DICH im Labor begrüssen?
Herzlich, die
Tricademy - School of Movement GmbH





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