Von der Kunst, unangenehme Fragen zu stellen: unser Blog zum Podcast
- Fabian Kremser

- 20. Aug.
- 5 Min. Lesezeit
«Eine der Aufgaben, die wir als Trainerinnen, Trainer, Coaches haben ist es, genau diese unangenehmen Fragen zu stellen» - so steigen die Coaches Patrick und Fabian in die Folge Nr. 111 des Coaches’ Table ein.
Worum geht es in der Folge?
Wenn es Zeit wird, unbequeme Fragen zu stellen
«Warum werde ich nicht schneller?», «Warum werde ich nicht besser?», «Warum verändert sich mein Gewicht nicht?»
Das sind die Fragen von Athletinnen und Athleten, die den Auftakt für die genannte, unbequemen Fragen selbst sind. Vor allem für eine, vielleicht die Wichtigste: Warum? Oder: Warum nicht?
Das Ziel von jedem Training ist es, den Körper leistungsfähiger zu machen, ganz ungeachtet von Wettkämpfen oder Sonstigem. Etwas tiefer geschürft kann das auch übersetzt werden: je gesünder der Körper, desto mehr Leistung kann er bringen.
Hier kommt etwas ins Spiel, das sich leider noch immer sehr hartnäckig hält: die Idee, das Sport, egal welcher Art, zwangsläufig genau dazu beiträgt, was leider alles andere als gegeben ist.
Natürlich besteht wohl bei niemandem die Motivation, sich absichtlich zu schaden oder den Körper zu schädigen, doch wird gerne ausser Acht gelassen, dass gerade Ausdauersport sehr schnell auf einer Ebene höchst ungesund werden kann, auf der man oft zuletzt nachsieht: der Ebene des Stoffwechsels.
Hier sollte eigentlich die Energie bereitgestellt werden, die wir für Leistungen aller Art benötigen. Konkret heisst das, dass wir mit unserem Metabolismus den «Treibstoff» für Sport und Alltag zur Verfügung stellen. Nur: wie oft wissen wir, was der Körper wirklich braucht?
Diagnostik und Messungen als Anhaltspunkt
Eine der grössten Schwierigkeiten in diesem Zusammenhang ist es wohl, Signale des Körpers richtig zu interpretieren und auch als das wahrzunehmen, was sie sind. Wir Menschen haben allerdings eine kaum vorstellbare Fähigkeit entwickelt, genau diese Dinge entweder zu ignorieren oder kleinzureden.
Treibt man viel Sport, ist es normal, dass man irgendwann Beschwerden hat. Treibt man viel Sport, gehört es dazu, permanent müde zu sein. Treibt man viel Sport, gehört beeinträchtigter Schlaf nun mal einfach dazu…
Nein, nein und nochmal: nein.
Treten diese Zustände ein, ist es unsere Aufgabe, nach dem «Warum» zu fragen und dann zu versuchen, mögliche Lösungen zu finden.
Eine der einfachsten Methoden hierzu ist die Diagnostik. Je tiefer wir in den Körper und seine Funktionen sehen können, umso mehr Informationen können wir vermitteln und umso breiter wird das Spektrum der Möglichkeiten, effizient zu arbeiten. Messungen im Alltag helfen dabei, diese Zahlen zu ergänzen und eine Arbeitsgrundlage zu schaffen, die bedarfsorientiert, artgerecht und vor allem gewinnbringend ist.
In unserem Labor haben wir bis anhin bereits profunde, metabolische Profile erstellt: diese geben eine Übersicht der verschiedenen, neuralgischen Punkte der Leistungsfähigkeit sowie deren Anforderungen an den und Reaktionen im Körper.
Neu werden wir diese Informationen mit «Hausaufgaben» ergänzen, damit sich unsere Kundinnen und Kunden in ihrem eigenen Training ein komplettes Bild ihrer Kapazitäten und Potenziale machen können. Das kann dabei helfen, nicht nur die Zielsetzung zu verbessern als auch die Arbeit dafür klarer und verständlicher zu gestalten.
Profile für vertiefte Arbeit
Wenn uns das metabolische Profil zeigt, wie der Körper an verschiedenen Punkten arbeitet, hilft ein Leistungs- respektive Geschwindigkeitsprofil dabei, die Ursache der Arbeit und ihrer Anforderungen zu verstehen.
Auch bei der Geschwindigkeit oder der Leistung ist es wichtig, sie in einen Bedarfskontext zu setzen. Worauf soll das Training ausgerichtet sein? Ein 5 km-Rennen bedeutet eine ganz andere Anforderung als ein Marathon, geschweige denn ein Ironman-Triathlon.
Entsprechend fallen verschiedene Aspekte der Geschwindigkeit ganz unterschiedlich ins Gewicht: So ist für die kurze Distanz z.B. die maximale Geschwindigkeit über 10- bis 20min massgebend, während am anderen Ende des Spektrums eher die 3- bis 4-stundenleistung von Bedeutung ist.
Ein entsprechendes Profil öffnet die Tür zu einer weiteren, nicht selten unbequemen Frage: ist der Körper dazu überhaupt in der Lage?

Gerade bei Geschwindigkeit wird es schnell deutlich, dass nicht selten die rein koordinative und dann muskuläre Fertigkeit, ein entsprechendes Tempo zu halten, erst einmal erarbeitet werden muss.
Der Preis der Leistung
Wie erarbeitet man sich Geschwindigkeit?
Die Antwort darauf steht fast schon diametral zur verbreiteten Meinung: Tempo entsteht am Ende dort, wo die dafür notwendige Energie nachhaltig geliefert werden kann. Sprich: an einer Basis, die dem Körper nicht nur beibringt, die effizienten Bewegungsmuster sauber und über lange Zeit durchzuführen, sondern auch, diese Bewegung mit Energie zu versorgen – auf einer Skala, die ihrer Dauer entspricht.
Für die meisten Athletinnen und Athleten bedeutet das, nicht nur einen, sondern erst einmal 5 Gänge zurückzuschalten und das, was wir «Speed Skill» nennen, richtig zu entwickeln. Das sind technische Abläufe, koordinative Muster, spezifische Muskelgruppen. Das ist metabolische Arbeit auf der Ebene des kalorischen Bedarfs und des Sauerstoff-Umsatzes. Das ist Erholung, die den Körper auch wirklich erholen und regenerieren lässt.
Eine der objektivsten Methoden ist beispielsweise die zur Kenntnisnahme des Preises der Leistung, nur schon auf der Ebene der Kalorien. Die folgende Grafik zeigt einen Ausschnitt unseres überarbeiteten Analyseprogramms «Ariadne», das diesen Aspekt auf einer neuen Skala hervorhebt. Es werden drei Punkte gegenübergestellt: die Systemische Arbeitsschwelle (Systemic work-threshold SwT), die Leistung resp. Geschwindigkeit, an welcher der Körper zu «arbeiten» beginnt. Konkret heisst das: ab diesem Punkt wird «geben» zu «nehmen», die metabolische Arbeit wird zu einer potenziellen Belastung. Dann die maximale Fettoxidation FatMax, der Punkt an dem der Körper die meiste Energie aus Fetten gewinnen kann, und abschliessend die Ventilatorische Schwelle 1, vereinfacht gesagt der Punkt, ab dem der Körper die erbrachte Leistung / Geschwindigkeit messbar als Anstrengung wahrnimmt (was sich in verschiedenen, messbaren Parametern der Atmung und des Stoffwechsels zeigt). Gezeigt werden jeweils der kalorische Bedarf pro Minute im Abgleich zur Kardiovaskulären Leistung, konkret wie viel Sauerstoff das Herz pro Schlag transportiert.

Auf einen Blick wird deutlich, dass drei Punkte, die sich rein muskulär und vielleicht auch auf der Ebene des Herzschlags fast identisch anfühlen, rein auf der Basis des Energiebedarfs sehr weit auseinanderliegen. Der Preis für die entsprechende Leistung ist also um ein Vielfaches höher und die Möglichkeit, diesen zu «bezahlen» womöglich gar nicht mehr vorhanden.
Wie also kommt man hier weiter?
Die «Buchhalter» der Leistung: Zahlen, Daten, Fakten
Eines der Dinge, das sich in den letzten Jahren massiv verbessert hat, ist die Möglichkeit, nahezu rund um die Uhr mit Hilfe von Wearables zu erfassen, was auf die eine oder andere Art im Körper vor sich geht.
Natürlich ist auch hier die Schwierigkeit der Interpretation vorhanden, doch kann es helfen, die Datenerfassung auch abseits vom letztendlichen Training zu kultivieren. Es ist durchaus möglich, dass diese neuen Zahlen dann am Ende nur bestätigen, was man auch fühlt – beeinträchtigter Schlaf, keine Gewichtsveränderung, keine Leistungssteigerung – doch werden sie in jedem Fall einen tieferen Einblick in das «Warum» ermöglichen.
Abgerundet und abgeglichen mit Labordaten bietet sich so auch – oder gerade? – im Breitensport die Möglichkeit, das eigene Training effizienter, besser, individueller, ja, artgerechter zu gestalten.
Wir empfehlen mit bestem Wissen und Gewissen, diese Messungen als einen Teil des Trainings zu sehen und unser Labor als Mittel zum Zweck: unsere Aufgabe und unser Anliegen ist es, unseren Kundinnen und Kunden die beste Grundlage für ihre besten Leistungen zu liefern.
Wann dürfen wir DICH begrüssen?
Wir freuen uns auf dich!





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